Zur Edition von Zimmermanns Briefen

Bernd Alois Zimmermann war ein überaus produktiver Korrespondenzpartner, der einen gewaltigen Bestand von etwa 15.000 Briefen, Postkarten und Telegrammen hinterlassen hat. Einen Großteil dieser Korrespondenz verfasste Zimmermann in Gemeinschaftsarbeit mit seiner Frau Sabine Zimmermann (geb. von Schablowsky). Beide zusammen bildeten die Brieffabrik, die Bettina Zimmermann 2018 im Portrait ihres Vaters auf eindrucksvolle Weise beschrieben hat. Für Zimmermann spielte das Briefeschreiben nicht nur eine zentrale Rolle bei der Kommunikation innerhalb seiner freundschaftlichen und beruflichen Netzwerke, es diente ihm auch dazu, Formulierungen für seine ästhetischen Standpunkte zu erproben und Werkkonzepte im direkten Ausstausch mit ihm nahestehenden Musikerinnen und Musikern zu erörtern.

Sabine Zimmermann (geb. von Schablowsky) und Bernd Alois Zimmermann, Deutsche Akademie Rom Villa Massimo, 1957, Foto: Georg Michalke

Die im Rahmen der Bernd Alois Zimmermann-Gesamtausgabe erarbeitete Briefausgabe wird erstmals zentrale Teile von Zimmermanns Korrespondenz zusammenhängend und in großem Umfang in einer Hybridedition zugänglich machen. Auswahlschwerpunkte bilden hierbei unter anderem die Briefwechsel mit dem Schott-Verlag, mit Förderern, Interpretinnen und Interpreten von Zimmermanns Werken sowie mit Institutionen, die für das Schaffen des Komponisten von besonderer Bedeutung waren, wie beispielsweise der Westdeutsche Rundfunk, das Kranichsteiner Musikinstitut und die zugehörigen Internationalen Darmstädter Ferienkurse für Neue Musik oder die Kölner Oper.

Stellen die gedruckten Bände kommentierte Leseausgaben bereit, so bietet die digitale Edition soweit möglich Faksimiles der Briefe, den kritisch edierten Text mit zugehörigem textkritischen Apparat in vollem Umfang sowie die zugrunde liegenden XML-Dateien. Zudem erlaubt die digitale Edition eine flexible Sortierung der Korrespondenz, etwa nach Entstehungszeit, Korrespondenzpartner oder Werkbezügen. Die Auszeichnung und Kommentierung der Briefe erfolgt nach den projektspezifisch modifizierten Standards von TEI P5.

Die Korrespondenz wird, sofern die Quellen archivalisch erschlossen und zugänglich sind, außerdem in einer öffentlich nutzbaren Datenbank erfasst und mit Metadaten angereichert. Eine Verknüpfung der Briefzeugnisse innerhalb der digitalen Edition der BAZ-GA sowie die Einspeisung der Metadaten in die projektübergreifende Metasuchmaschine correspSearch ermöglicht zudem eine leichte Auffindbarkeit von relevanter Korrespondenz auch für individuelle Fragestellungen. Zudem wird langfristig eine gemeinsame Recherche in der Brief- und Textausgabe nach bestimmten Begriffsbildungen möglich sein.